INTERVIEW MAIN-ECHO
Anfang Mai hat uns Heinz Linduschka (HL) im Auftrag des Main Echos Fragen gestellt, um zu erfahren, wie sich der Corona-Lockdown auf die Gesangvereine ausgewirkt hat. Hier die Fragen und dazu unserer Antworten:
HL: Frühling gilt als Zeit des Aufbruchs, des Neubeginns – Oster- und Frühjahrskonzerte waren bisher ein ganz wichtiges Signal für das kulturelle Leben auch in unserem Landkreis. Wie sieht es damit aktuell konkret aus. Gibt es Planungen, feste Termine und Perspektiven?
Michael: Natürlich gibt es noch keine festen Termine. Die laufenden Impfungen aber machen Hoffnung und geben die Perspektive zumindest im Frühsommer wieder im Freien mit den Proben beginnen zu können. Eine Idee ist es, zeitnah, sobald es möglich sein wird, vereinsintern eine Art Ständchen-Festival zu veranstalten und dazu die Jubilare der letzten Monate einzuladen. Eine Aktion "Singen & Wandern", die bereits für 2020 geplant war, scheint im Herbst an einem goldenen Oktobertag auch realistisch durchführbar. Vor allem aber werden wir jetzt kurzfristig in den hoffentlich letzten Wochen der Kontaktbeschränkung noch ein digitales Chor-Projekt starten, nicht nur beschränkt auf unsere Chormitglieder, sondern für alle, die mitmachen möchten. Diese Erfahrung wollen wir gerne machen. Informationen dazu sind demnächst auf unserer Homepage www.singen-in-eisenbach.de zu finden. In 2022 sollte dann auch wieder ein ambitionierteres Präsenz-Projekt möglich sein.
HL: Wie würden Sie die aktuelle Situation im Verein beschreiben – auch was die Stimmung betrifft, vor allem aber die Struktur, die Mitgliederzahl und das Mitgliederengagement?
Sybille: Das Chorleben ruht jetzt seit sieben Monaten. Wir zehren noch von unserem letzten gelungenen Auftritt im Oktober auf der Eisenbacher Hardt. Die Monate vorher konnten wir noch "Open-Air" proben. Digitales Proben haben wir zu Beginn der Pandemie versucht, es war jedoch für uns keine Alternative. Um im regelmäßigen Kontakt mit den Sängerinnen und Sängern zu bleiben, gibt es seit fast einem Jahr einen regelmäßigen Blog-Beitrag, der auf der Vereinshomepage veröffentlicht wird. Ich habe das Gefühl, unsere Sängerinnen und Sänger sind geduldig und freuen sich darauf, wenn es wieder losgeht.
HL: Wenn du einen Blick drei Monate voraus richten solltest: Wie schätzt du - vor allem für euren Verein, aber auch generell für Kunst und Kultur im Landkreis – die Lage im Juli dieses Jahres ein – worauf hoffst du und womit
rechnest du?
Michael: Menschen, die sich in Chören zusammenfinden, singen gerne und mögen die Gemeinschaft. Von daher hoffe ich, dass bei uns möglichst alle wieder mit dabei sein werden. Von daher sehe ich in der Corona-Pause auch nicht das Problem. Grundsätzlich bleibt die Altersstruktur in den traditionellen Chören die größte Herausforderung. Hier müssen Antworten gefunden werden. Unser gemischter Chor 'Cantiamo' wird hoffentlich in zwei bis drei Monaten im Freien neugierig zusammenkommen, schauen, wie eingerostet die Stimmen sind und darauf hoffen, dass unsere Chorleiterin das schon richten wird! An das Überleben der Kultur glaube ich in jedem Fall. Sie gehört wesentlich zum Menschsein dazu. Das Bedürfnis danach ist zwar nicht so existentiell wie Hunger und Durst, wird sich aber immer Bahn brechen.
HL: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: An wen würden Sie diesen richten und wie würde er lauten?
Sybille: Zum einen an das Coronavirus, es möge es endlich auf sich beruhen lassen und verschwinden! Zum anderen, dass wir uns in diesem Fall wieder vorbehaltlos und ohne Groll begegnen können - die 'Übervorsichtigen' den 'Querdenkern'. Extreme Polarisierungen schaden unserer Gesellschaft auf Dauer. Die Menschen sollen sich wieder näher kommen. Und das funktioniert am besten über die Musik.