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  • Autorenbildmichael marquart

Stimmverlust

Warnhinweis: Dieser Blog könnte Teile von Frustration enthalten!


Am 8. Oktober sollen wir in Bayern wieder alle wählen gehen. Damit möglichst keine Stimme verloren geht. Die Zahl der Nichtwähler ist allerdings gestiegen in den letzten Jahren. Als ein Grund dafür wird 'Politikverdrossenheit' genannt.


Bei den Chören sind in den letzten Jahren bereits viele Stimmen verloren gegangen. Ist das nur eine Chor- oder sogar eine Singverdrossenheit?


Klar, jeder setzt bei seiner Freizeitgestaltung eigene Präferenzen. Hobbys sind unterschiedlich. Die Angebote heutzutage sind dabei vielfältig. Mittlerweile gibt es die schrägsten Sachen. Dass da aber das Singen im Chor so schlecht wegkommt, ist mir ein Rätsel. Eine gesundheitsfördernde Aktivität mit +++ wenig Anstrengung, +++ geringem Kostenaufwand plus +++ Wohlfühlfaktor. Dazu noch +++ altersunabhängig. Ist das noch zu toppen?


Mit großer Hoffnung hat sich im vergangenen Herbst unser Junger Chor gegründet. Als alternatives Sing-Angebot zu unserem gemischten Chor gerichtet an die Generation Y. Trotz Ansprache der Zielgruppe auf Insta etc. hält sich der Zulauf bei der jungen Truppe bisher stark in Grenzen. Und das bei einem Einzugsgebiet in dem über 10.000 Menschen leben.


Der Musikkonsum gerade bei jungen Leuten ist dagegen gestiegen. Konzerte sind ausverkauft. Streaming boomt. Passiv statt aktiv lautet offensichtlich die Devise. Wo allerdings damals bei Volksliedern, Schlagern, später dann bei Country-Songs, Pop- oder Rock-Klassikern die eingängigen Melodien von jedem 'mitgeträllert' werden konnten, gibt es bei aktuelleren Musikrichtungen nur noch lautstark was auf die Ohren.


Versuchen Sie mal bei HipHop- oder Rap-Songs mitzusingen. Ich kann es nicht. Nicht zu reden von extremeren Musikgenres, wie zum Beispiel Hardcore Punk mit all dessen Abwandlungen. Für mich sind diese Entwicklungen mit ein Grund für das Fremdeln mit der eigenen Stimme. Wer hauptsächlich nur noch 'Unsingbares' hört, singt nicht nach und entwickelt so auch kein Gefühl für die eigene Stimme und damit keinen Bezug zum Singen. Das ist schade.


Ein weiterer interessanter Aspekt: Unsere Gesellschaft gibt sich körperbewusst. Der Kehlkopf ist unser Stimmorgan. Während in Fitness-Studios und in Gymnastik-Kursen alle möglichen Körperteile beweglich und fit gehalten werden, werden die Möglichkeiten unserer Stimmbänder nicht ausgereizt. Das ist ebenfalls schade.


Fazit und leider die Realität: Singen ist für die meisten nicht angesagt - vielleicht sogar irgendwie 'uncool'. Und wer nicht singt, für den ist ein Chor schon von vorneherein keine Freizeit-Option. Auch die regional gutbesuchten Rudel- oder Wirtshaussingen sind dabei nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.


Ich hoffe, dass sich der Bevölkerungsanteil der Nichtwählenden nie an den der Nichtsingenden annähern wird. Dann wär für unsere Demokratie Matthäi am Letzten.

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