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  • Autorenbildmichael marquart

Wo man singt da lass dich nieder,

...denn böse Menschen haben keine Lieder. Dieser bekannte Spruch wird dem deutschen Schriftsteller Johann Gottfried Seume (1763-1810) zugeordnet und stammt abgewandelt aus einem seiner Gedichte.


Der Satz klingt für mich sehr romantisierend und idealisierend, fast schon naiv. Es entsteht in mir das Bild von freundlichen und stets gut gelaunten Menschen, die sich an einem heiteren Frühlingstag in freier Natur zusammenfinden und gemeinsam Volkslieder singen. Ein bisschen heile Welt, wie in einem Heimatfilm aus den 50er Jahren.


Ich kann damit wenig anfangen. Böse Menschen haben wohl Lieder. Ich denke da zum Beispiel an die Propaganda- und Kampflieder der Nationalsozialisten im dritten Reich. Auch heute wird Musik immer wieder dazu missbraucht, um gefährliche und radikale Botschaften zu verbreiten und dadurch die nötigen Emotionen zu erzeugen. Gruselig.


Besser gefällt mir da der Spruch 'Singe, wem Gesang gegeben'. Darüber hatte ich bereits vor mehr als drei Jahren einen Blog-Beitrag geschrieben. Dieser Satz lässt sich vielseitig interpretieren. Deshalb komme ich an der Stelle gerne nochmals darauf zurück.


Ich behaupte: Grundsätzlich können die allermeisten Menschen Melodien richtig nachsingen. Manche sind dabei talentierter, bei anderen kommt die Fertigkeit über die Übung und über das regelmäßige Tun.


Da gilt übrigens genau das Gleiche, wie bei vielen anderen Dingen im Leben: Learning by Doing. Freude an der Sache zu haben ist eine gute Voraussetzung. Die kann sich allerdings auch erst entwickeln. Ausprobieren hilft.


Im Gegensatz dazu gibt es nur ganz wenige Menschen, die überhaupt nicht singen können. Schwierig wird es in den Fällen, in denen es die betroffenen Personen selbst nicht bemerken und Singen dennoch zu ihrer Leidenschaft erklärt haben. Der tragisch-komische und sehenswerte Film "Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne" widmet sich genau diesem Thema.


Singe, wem Gesang gegeben. Am liebsten interpretiere ich diese Aussage aber als konkrete Aufforderung, als ernstgemeinten Appell an alle und jede/n: Wenn dir ein Talent in irgendeiner Form gegeben ist, dann nutze es bitteschön auch. Lass es nicht verkümmern. Das wäre schade.


So gedacht und unter der von mir behaupteten Annahme, dass fast jede/r singen oder es zumindest gut erlernen kann, dürfte der Nachwuchsmangel bei Gesangvereinen und anderen Singgruppen dann bald der Vergangenheit angehören.





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