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Rudelsingen

Autorenbild: michael marquartmichael marquart

Ich mag die Bezeichnung ‚Rudelsingen‘ nicht besonders. Singalong-Event meint das Gleiche, ist aber dann schon wieder ein Anglizismus. Vielleicht doch lieber Mitsing-Event? Gleich wie – gemeint ist damit, dass viele Menschen zusammenkommen, um gemeinsam bekannte Schlager und Popsongs mitzusingen, wobei die Songtexte in der Regel auf einer großen Leinwand zum Mitsingen visualisiert werden.


Diese Art Events haben einen großen Zulauf. Seit circa 2011 gibt es dieses Format. Der Musikclub Beavers in Erlenbach veranstaltet schon seit längerem Rudelsingen in regelmäßigen Abständen. Die Fan-Gemeinde kommt. Die Hütte ist immer voll. Ich war mal dort und habe mir das angeschaut. Ein Publikum mittleren Alters, überwiegend weiblich, strömt in den Saal. Zusätzliche Stühle müssen organisiert werden, um allen eine Sitzgelegenheit zu bieten. Dann geht‘s los. Erstmal kurz locker werden, dann intoniert der ‚Rudelführer‘ die ersten Songs und die Leute singen nach ihren Möglichkeiten mit. Laut, leise, richtig oder schief… egal.

Nun ist es erstmal grundsätzlich zu begrüßen, wenn Menschen gerne singen und das noch gemeinschaftlich. Aber (Achtung: jetzt wird’s wieder a bisserl ‚larmoyant‘): warum boomen Mitsing-Events, während Chöre gleichzeitig über Mitgliederschwund klagen?


Rudelsingen entspricht einem allgemeinen gesellschaftlichen Trend: nur möglichst wenig Bindung eingehen, aber möglichst viel Spaß haben. In dem Fall ist Singen ein Event. Man braucht nur hingehen, wenn man gerade Lust hat. Ohne Verpflichtung. Einfach so - zur Entspannung. Da stört es auch nicht weiter, dass der regelmäßige Eintritt bei weitem den jährlichen Beitrag eines Gesangvereins übersteigt.


Disziplin, Konzentration, regelmäßiges Proben, stimmlich singen - all das, was beim Chorsingen im Verein eingefordert wird, beim Rudelsingen spielt das keine Rolle. Hier zählt allein der nette Abend. Sich auf den Stuhl fläzen, schauen, was so abgeht und sich ‚entertainen‘ lassen. Singen im Chor hingegen kann durchaus auch anstrengend sein - nicht umsonst gibt es den Begriff 'Chorarbeit'.


Obwohl es beide Male um das Singen geht, haben für mich Singalong-Veranstaltungen und Chorsingen wenig miteinander gemein - sind von ihrer Intention sogar recht weit voneinander entfernt. Allerdings: Vielleicht entdeckt doch der ein oder die andere über das Rudelsingen seine/ihre Leidenschaft für das Singen und findet dadurch den Weg zu einem Chor. Spes manet - die Hoffnung bleibt.

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